Muslimische Feder

Die Helfer des Königs der Feder.

Sekte? Ahmadi Muslime entkräften grundlosen Vorwurf!

Um diese Frage zu beantworten, stellt sich zunächst einmal die Frage nach der genauen Definition des Begriffes „Sekte“. Gemäß der gängigen Literatur handelt es sich bei einer Sekte um eine kleinere Gemeinschaft, die in meist radikal-einseitiger Weise bestimmte ideologische oder religionsähnliche Grundsätze vertritt, welche im Konflikt zu den ethischen Grundwerten einer Gesellschaft bzw. den Lehren der größeren Religionsgemeinschaft, der sie entspringt, stehen („Splittergruppe“). Das lateinische secta entstammt dem Verb sequi („folgen“, d.h. einer Lehre, Schule etc. anhängen). Obwohl er zunächst als neutraler Begriff gebraucht wurde, ist der Gebrauch des Begriffs „Sekte“ für eine religiöse Gruppierung geschichtlich bedingt heutzutage eher pejorativ. Das negativ konnotierte Wort „Sekte“ wird gedanklich in erster Linie für gewöhnlich assoziiert mit einer in ihrer einseitigen Weltsicht bornierten, gefährlichen und „abgedrehte“, ungewöhnliche Lehrsätze hegenden Religionsgruppe einiger blindgläubig-verbissener Anhänger.

Versucht man Denotation und Konnotation auf die Grundsätze der 1889 gegründeten Ahmadiyya Muslim Jama‘at zu projizieren, wird eine Übereinstimmung in keinem Fall vorzufinden sein.

Dies beginnt schon bei dem Selbstverständnis als „Jama’at“ (Urdu: Gemeinde, Gruppe etc.). Die Anwendung der eingangs erwähnten Begriffsdefinition auf die Gemeinde versagt weiterhin insofern, als dass die AMJ durch und durch muslimisch ist und lebt. Sie hegt in einigen Streitfragen von der Mehrheit der Muslime abweichende und durch islamische Quellen argumentativ begründete Ansichten. Das bedeutet, sie hat keine eigenen, neu(artig)en Lehren, Praktiken oder Bräuche, die nicht fest im Islam verankert wären. Sie lebt den Islam des Heiligen Propheten Muhammad SAW. Das heißt, es wäre ebenso falsch, von einer „neuen“ Gruppe respektive Religion oder „Ergänzung zu einer alten Religion“ zu sprechen.

Und obwohl Ahmadi-Muslime das Glaubensbekenntnis sprechen, fünf Mal am Tag beten, an die fünf Grundpfeiler und sechs Glaubensartikel des Islam glauben und all ihre Praktiken und Handlungen auf den Koran und die „Sunna“ des Heiligen Propheten des Islam SAW zurückführen, werden sie in muslimischen Ländern verfolgt und gelten als Abtrünnige. Im Jahre 1974 wurden die Ahmadi-Muslime von der pakistanischen Regierung zu Nicht-Muslimen erklärt und es wurden Anti-Ahmadiyya-Gesetze erlassen, die bis heute gültig sind. Ihnen ist die Pilgerfahrt nach Mekka beispielsweise verboten. Sie dürfen in Pakistan nicht ungestraft den Gebetsruf ausrufen, geschweige denn den islamischen Friedensgruß „Assalamo Alaikum“ („Friede sei Mit Dir“) sprechen, ohne mit einer durch das geltende Recht legitimierten Strafe rechnen zu müssen. Und dies nur, weil sie die Lehren des Islam praktizieren und beanspruchen, den Islam von dem Rost, der ihn mit der Zeit befallen hat, zu befreien und ihn in seinem ursprünglichen Glanz, wie zu Lebzeiten des Heiligen Propheten des Islam SAW, wiederzubeleben. Es ist eine Reformgemeinde, die die reinen, noblen und friedliebenden Lehren des Islam in ihrer vollkommenen Schönheit wiederaufstrahlen lassen will, wie sie einst vorherrschten, um die wahre Essenz des Glaubens, die Verbindung von Mensch und Gott, herzustellen. Der Begründer der AMJ, der Verheißene Messias, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad AS, beanspruchte, der von allen Religionen erwartete Reformer der Endzeit zu sein. Er legte für seinen Anspruch derart wirkmächtige Argumente und Zeichen, die einzig und allein für eine göttliche Unterstützung sprechen konnten, vor, dass sich seiner Gemeinde bis zu seinem Ableben im Jahr 1908 300.000 Menschen anschlossen, und bis zum heutigen Tag mehrere zehn Millionen.

Obwohl die Ahmadiyya Gemeinde erst vor 127 Jahre von Hadhrat Mirza Ghulam AhmedAS gegründet wurde, ist sie in über 207 Ländern mit mehreren zehn Millionen Mitgliedern vertreten und ist daher im Islam die größte organisierte Gemeinde unter einem spirituellen Oberhaupt, dem fünften Nachfolger (arab. Khalifa). Somit ist die AMJ die am schnellsten wachsende Gemeinde unserer Zeit. Deswegen kann man nicht von einer kleinen „Gruppierung“ wie in o.g. Definition einer Sekte sprechen, sondern eher von einer der größten organisierten muslimischen Gemeinden.

Auch von radikal-einseitigen Weltanschauungen einer Sekte, die den ethischen Grundwerten der Gesellschaft zuwider sind, kann nicht im Geringsten die Rede sein. Die Ahmadiyya Muslim Jama’at ist eine Gemeinde, die sich, weil es der Islam sagt, weltweit für soziale und humanitäre Ziele einsetzt und ihre Projekte ausschließlich von Beiträgen ihrer Mitglieder finanziert. Sie setzt sich u.a. ein für: Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen, Trennung von Religion und Staat, Loyalität zum Staat, Bildung der Frau in allen Ländern und Gleichwertigkeit von Frau und Mann, die Integration ihrer Mitglieder in die jeweilige Gesellschaft und für weltumfassenden Frieden. Sie baute und unterhält über 30 Krankenhäuser und über 500 Bildungseinrichtungen, zumal in ärmeren Ländern. Im Bereich des gesellschaftlichen Engagements sind deutschlandweit und weltweit u.a. der alljährliche, ehrenamtliche Neujahrsputz durch ihre Mitglieder (Reinigung von zentralen Plätzen), Wohltätigkeitsläufe, Baumpflanzungen, Altenheimbesuche oder Blutspendeaktionen zu nennen. Nebenbei bemerkt gingen aus der AMJ zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten hervor, wie etwa Prof. Dr. Abdul Salam, der erste pakistanische Nobelpreisträger, oder Sir Zafrullah Khan (ehem. Außenminister Pakistans, Vorsitzender der Generalversammlung der UN und Präsident des internationalen Gerichtshofes in Den Haag). Die Gemeinde fördert über die unabhängige internationale Hilfsorganisation ‚Humanity First‘ beispielsweise Forschungsprojekte in den Bereichen Medizin, Energie- und Wassergewinnung oder Betreuungsprojekte. „Sektentypische“ Merkmale wie z.B., dass man sich unter anderem stark von der Gesellschaft abgrenzt und fanatische Ansichten teilt, sind in der Ahmadiyya Muslim Gemeinde schlichtweg nicht zu finden.

Die Ahmadiyya Muslim Gemeinde hat keinerlei extremistischen oder radikalen Ansichten, wie man sie gemeinhin mit Sekten in Verbindung bringt. Das Gegenteil ist der Fall: Vielmehr ist sie bekannt für Offenheit und Transparenz, denn ihre Moscheen sind jederzeit für jedermann offen und zugänglich. Sie zeigt anhand islamischer Quellen, Koran und Ahadith, die friedfertige Lehre des Islam auf und lebt sie allen voran selbst vor. Des Weiteren hat sie aufgrund ihrer Vollbringungen seit 2013 bzw. 2014 als erste muslimische Gemeinde den Körperschaftsstatus des öffentlichen Rechts in Hessen und Hamburg inne und ist somit nach einer eingehenden Prüfung vom Kulturministerium den Kirchen rechtlich gleichgestellt worden. In der AMJ gibt es keinerlei Aufdrängen der eigenen Lehre und auch ein Austritt aus der Gemeinde ist jederzeit  möglich. Die AMJ beweist anhand des Korans und der Ahadith, dass keine Todesstrafe auf den Wechsel des Glaubens folgt (wie es orthodoxe Muslime glauben), sondern dass der Islam den Anhängern aller Religionen und Überzeugungen absolute Religionsfreiheit garantiert (Sure 2, Vers 257: „Es gibt keinen Zwang im Glauben“). Die Ahmadiyya Gemeinde verurteilt all jene Extremisten und Terroristen, wie etwa die Anhänger des IS, die den wahren Islam durch ihre Taten mit den Füßen treten und die Mehrheit der Muslime, die friedlich lebt, in Misskredit bringen.

Im Gegensatz dazu kann bei der Ahmadiyya-Gemeinde von einer „fanatischen“ oder gar „gefährlichen Sekte“ nicht einmal auch im Entferntesten die Rede sein. Das momentane spirituelle Oberhaupt der AMJ, Hadhrat Mirza Masroor Ahmed(atba), hat in diversen Interviews deutlich klargemacht, dass die Ahmadiyya Gemeinde keinerlei weltliche oder politische Positionen geschweige denn die Weltherrschaft anstrebe, da sie eine rein spirituelle Gemeinde sei.

Die Ahmadis selbst bezeichnen sich als die größten Verfechter des Jihads (arab. „Anstrengung“), doch nur des islamischen Jihads: Ahmadi-Muslime glauben, wie auch der Heilige Prophet SAW es sagte, dass der größte Jihad (sog. Jihad-e-Akbar) die Bekämpfung seines eigenen Egos und seines inneren „Schweinehunds“ ist. Dieser Jihad ist aber nicht der Jihad, der in den Medien als Heiliger Krieg bekannt ist und fälschlicherweise propagiert wird, sondern, wie der Gründer der AMJ in seinen Büchern schrieb, der Jihad der Feder und des Wortes. Das bedeutet, dass die Ahmadiyya Gemeinde bereit ist, in Dialogen und Begegnungen argumentativ allen Kritikpunkten zu begegnen und die in Wirklichkeit durchweg friedliche Natur der Lehre des Islam unter Beweis zu stellen (Jihad-e-Kabeer). Aus diesem Grund gibt und gab es in den letzten Jahren, speziell in Deutschland, viele Bemühungen der Gemeinde, den Vorwürfen gegen den Islam mit schlüssigen und fundierten Argumenten entgegenzutreten und durch viele Projekte und Vorträge Aufklärungsarbeit über den Islam zu leisten. Dies ist es ein Schritt, um den Dialog in der Gesellschaft und das Mit- und Füreinander zu fördern und Misstrauen zu beseitigen, denn genau das ist es, was in dieser Zeit der Unsicherheit und Angst Aufklärung über den Islam schafft und den Menschen die friedfertige, bereichernde Lehre des Islam ad oculos demonstriert.

Das Oberhaupt der AMJ, der fünfte Kalif, also Nachfolger, des Gründers der AMJ, hat in vielen seiner Reden die Loyalität und Liebe zum Heimatland vorgeschrieben, da es so in den Grundsätzen des Islam verankert ist. So sagte der Heilige Prophet SAW einst:

„Die Liebe zum Vaterland ist ein Teil des Glaubens.“

In der AMJ wird entsprechend der Vorschriften des Islam viel Wert auf den Bildungsstandard, v.a. der Jugendlichen und neuen Generation, gelegt. Auch wenn die bislang genannten Punkte die Verwendung des Wortes „Sekte“ bereits zur Gänze ad absurdum geführt haben, ließen sich hier noch sehr viele weitere Punkte und Argumente finden. Am besten ist es jedoch tatsächlich, dass jeder sich objektiv die Ahmadiyya Muslim Gemeinde anschaut und mit den Mitgliedern spricht, um selbst mit eigenen Augen eine zufriedenstellende Bestätigung der genannten Aspekte zu bekommen.

Hamzah Shaheen

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