„Islamische“ Wissenschaft oder wissenschaftlicher Islam?
Wenn also ein Widerspruch zwischen Religion und Wissenschaft bestand, dann nur, weil die vorherrschenden Religionen in Europa dem unaufhaltsamen Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht standhielten und so den Menschen eine Antwort schuldig blieben, welche sich daraufhin resigniert von ihnen abwandten, in der Hoffnung, in der Wissenschaft Geborgenheit und Sicherheit zu finden. Nicht vom einen auf den anderen Tag, doch schrittweise.
„Wenn wir zum Beispiel ein Zimmer vorfinden, dessen Türen von innen verschlossen worden sind, nehmen wir an, dass sich jemand in diesem Zimmer aufhält, der die Türen verriegelt hat, denn offensichtlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, von außen her die Türen von innen zu verriegeln. Wenn aber Jahre verstreichen, ohne dass eine einzige Stimme aus dem Zimmer zu vernehmen ist und keine Antwort selbst auf die wiederholten Aufforderungen von draußen erfolgt, sind wir gezwungen, unsere Ansicht darüber, dass sich wirklich jemand im Zimmer aufhält, zu berichtigen. Wir müssen den Umstand der Verriegelung anderen ungeklärten Ursachen zuschreiben. Ähnlich verhält es sich mit den Philosophen, die bloß das Werk Gottes (die Natur) beobachten und deren gesamte Forschung sich darin erschöpft. Es ist ein großer Irrtum anzunehmen, Gott gleiche einem leblosen Körper, der in der Erde begraben liegt, den herauszugraben Sache des Menschen sei. Wenn Gott nur durch menschliche Anstrengungen entdeckt werden kann, kann Er, von diesem Standpunkt aus gesehen, niemals der Mittelpunkt unserer Hoffnungen sein. Gott ist der, Der seit ewigen Zeiten Sich immer durch Sein klares Wort Ich bin da verkündet und die Menschen zu Sich eingeladen hat.“ 1
Und aus diesem Gedanken heraus war die Religion in den Augen der Aufklärer diskreditiert, und folglich überholt. Die Idee der Religion als Bestandteil von Wissen und Erkenntnis war delegitimiert. Doch nicht so im Islam. Geht man nur von dem Anspruch der heiligen Bücher der Religionen (und nicht von dem, was die Anhänger derselben behaupten) aus, so ist der Islam die einzige Religion, die selbst universell und allgemein für alle Menschen und alle Zeiten zu gelten beansprucht:AS
„Sprich: ‚O Menschen, ich bin euch allen ein Gesandter Allahs, Des das Königreich der Himmel und der Erde ist. Es ist kein Gott außer Ihm.[…]‘ (7:159)“.
Der Islam vertritt den Anspruch, wissenschaftliche Erkenntnisse zu bestätigen und in seinem Ursprung von Gott zu sein, d.h. alle gesicherte Erkenntnis und Wahrheiten in sich zu vereinen.
Der Heilige Prophet MuhammadSAW sagte:
„Der Erwerb von Wissen ist für jeden Muslim und jede Muslima Pflicht“. Ferner: „Strebe nach Wissen, selbst wenn du zu diesem Zweck nach China gehen müsstest“.
China galt damals als quasi unerreichbar und die Reise dorthin praktisch als unmöglich. Hieraus wird der Wert von Wissenserwerb im Islam offensichtlich. Man siehe sich nur die ersten Worte der Offenbarung an den Heiligen Propheten des IslamSAW an: ‚Iqra‘ (Lies)“, was die Bedeutsamkeit des Lesens, Lernens und Lehrens klar herausstellt. Die Lehren des Islam selbst schätzen nicht nur den Wissenserwerb hoch, sondern erklären ihn zu einer besonderen und unabdingbaren Pflicht für einen Muslim. Der vierte Kalif RA der Ahmadiyya Muslim Jama’at erklärt in seinem Buch „Revelation, Rationality, Knowledge And Truth“:
„Wir haben in einem anderen Kapitel den Fortschritt der muslimischen Gedankenwelt und des intellektuellen Strebens in vielen menschlichen Interessensbereichen in Kürze behandelt. Obgleich der muslimische Forschungsbetrieb vornehmlich von den koranischen Lehren und den Überlieferungen des Heiligen Propheten SAW beeinflusst war, kann er zu dieser Zeit nicht ganz und gar als islamisch bezeichnet werden. Die akademische Fortentwicklung breitete sich rapide in alle Richtungen aus. Viele neue Philosophien wurden aus vergangenen Ären weltlicher, akademischer und wissenschaftlicher Errungenschaften gewonnen. Genauso wurde für so manch einen neuen Zweig des religiösen wie weltlichen Wissens durch herausragende muslimische Denker Pionierarbeit geleistet. Also gingen Religion und Rationalität Hand in Hand. Sie führten ihren Aufstieg auf die Akzentuierung des Strebens nach Wissen durch den Qurân und die Anweisungen des Heiligen Propheten SAW zurück. Die Rolle der Rationalität wurde derart eindringlich hervorgehoben, dass religiöser Glaube und Rationalität synonym wurden. Die Verkündigung des Qurâns, dass Muhammad SAW ein universeller Prophet mit einer weltumfassenden Botschaft ist, kommt eo ipso der Erklärung des Islam zu einer auf Rationalität fußenden Religion gleich. Das universelle Bewusstsein des Menschen kann keine Religion akzeptieren, die irgendein Element der Irrationalität beinhaltet: „Und wir haben dich entsandt nur als Bringer froher Botschaft und Warner für die ganze Menschheit; jedoch die meisten Menschen verstehen es nicht.“ (34:29). Wiederum zeigt der Qurân die Universalität seiner Lehren, indem er jede humane, moralische, soziale und religiöse Fragestellung im Hinblick auf den Menschen thematisiert, unabhängig von Rasse, Farbe, Überzeugung oder Nationalität. Folglich haben die islamischen Lehren mit ihrem Appell an die universale menschliche Natur zwangsläufig das Potenzial zur weltumspannenden Anwendbarkeit. Doch dies ist nicht der einzige Grund, aus dem wir diesen Schluss ziehen. Der Qurân räumt unmissverständlich die Rolle der Rationalität bei der Erlangung der Wahrheit ein, ohne eine Trennungslinie zwischen religiösen und weltlichen Wahrheiten zu ziehen. Die Wahrheit ist die Religion des Islam und der Islam ist die Religion der Wahrheit. Die Wahrheit bedarf keines Zwangs zur Übermittlung ihrer Botschaft, das einzige Mittel, dessen es bedarf, ist Rationalität. Von daher beruft sich der Islam auf den Intellekt des Menschen zur Ermittlung der Wahrheit der koranischen Lehren hinsichtlich des Studiums der menschlichen Natur, Geschichte und Rationalität. Er ruft die Fähigkeiten des Menschen zu logischem Denken und Schlussfolgern nicht nur zur Erlangung religiösen Wissenseifers wach, sondern ebenso auch weltlichen Wissens.“ 2
Prof. Dr. Salam sagte selbst:
„Nichts könnte die Notwendigkeit der Wissenschaften besser unterstreichen als der Hinweis, dass rund 750 Verse des Heiligen Koran – das ist beinahe ein Achtel – den Gläubigen empfehlen, die Natur zu studieren, darüber nachzudenken, den Verstand zum äußersten anzuwenden und die wissenschaftliche Arbeit zum integrierenden Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens zu machen“. 3
Es kann also nicht die Rede davon sein, dass der Islam frei von den Zielen der Aufklärung und frei von Wissenschaft ist. Kein einziges demokratisches Prinzip, kein einziges Menschenrecht, kein einziges humanistisch-aufklärerisches Ideal, das hierzulande hoch angepriesen wird, findet sich nicht schon im Islam wieder, und das in der subtilsten und profundesten Form, wie irgend möglich. Es ist selbstredend, dass eine Religion, die beansprucht von Gott zu sein und wissenschaftlichen Ansprüchen genügen will, nicht im Widerspruch zu anerkannten, wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen kann. Keine übernatürlichen Phänomene wie etwa die leibhaftige Himmelfahrt können unter diesen Voraussetzungen haltbar sein. Wenn wir also annehmen, dass das Naturgesetz Gottes nicht im Widerspruch zu seinem Wort, der Religion, stehen darf, so folgt daraus, dass das Merkmal einer lebendigen Religion ist, dass ihr heiliges Buch ein unverändertes, von Interpolationen über die Zeit verschont gebliebenes Gotteswort ist, dessen Sprache rein und zeitlos ist. Diese Bedingungen treffen unter allen heiligen Schriften lediglich auf den Qurân zu. Allerdings ist dieses passive Verständnis von Vereinbarkeit nicht genügend. Wo immer die Wissenschaft der materiellen Welt richtig liegt, ist es für das Wort Gottes unmöglich, dazu im Widerspruch zu stehen, et vice versa. Weiterhin muss die Religion mit diesem Anspruch aktiv mit der Wissenschaft vereinbar sein, also nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse passiv zulassen und akzeptieren und mit sich in Einklang bringen lassen, sondern aktiv wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen. Denn tut sie das nicht, sondern lässt zeitgleich Lehren zu, die aus Sicht der Wissenschaften nicht einmal im Ansatz erklärbar sind, so hat sie ihren Anspruch verwirkt und ihre Glaubwürdigkeit selbst ad absurdum geführt.
Islam ist keine Wissenschaft, aber Wissenschaft ist Islam
Der Glaube an einen Gott steht nicht im Gegensatz zur Wissenschaft. Der Islam ist im Einklang mit der Wissenschaft. Vielmehr verhält es sich genau umgekehrt: Erst der Glaube an Gott wie es der Islam versteht gibt der Wissenschaft ihren eigentlichen Sinn. Ein atheistischer Naturwissenschaftler, der Gottes Existenz kategorisch verneint, anerkennt ihn gleichwohl indirekt, da auch er auf der Suche nach Ursachen von Wirkungen ist. Wenn es eine Religion gibt, die nicht nur die Wissenschaft bestätigt, sondern, sie in ihren Lehren aufnehmend, einem höheren Zweck, der Erkenntnis Gottes, unterstellt, dann ist es der Islam. In dem Büchlein „Warum ich an den Islam glaube“ erklärt der zweite Kalif RS der Ahmadiyya Muslim Jama’at:
„[…]Drittens glaube ich an den Islam, da er lehrt, dass zwischen dem Werke und dem Worte Gottes kein Missklang bestehen kann, und damit löst er den nur angeblichen Streit zwischen Wissenschaft und Religion. Er verlangt von mir nicht, dass ich die Naturgesetze verleugne und Dingen nachhänge, die ihnen entgegen sind. Im Gegenteil, er veranlasst mich, die Gesetze der Natur zu studieren und aus ihnen Nutzen zu ziehen. Er lehrt mich, dass, da die Offenbarung von Gott kommt, kein Missklang bestehen kann zwischen Seiner Tat und Seinem Wort. Daher fordert er mich auf, Sein Werk zu erkennen, damit ich Seine Offenbarung verstehe, und Sein Wort zu erkennen, damit ich die Bedeutung seines Werkes erfasse, und so befriedigt er die Sehnsucht meines Verstandes.“ 4
Menschen, die beispielsweise die Existenz einer Evolution kategorisch ablehnen, da sie von einer instantanen Schöpfung überzeugt sind, beleidigen die Allweisheit Gottes. Im islamischen Verständnis ist Allah „Herr der Welten“. Im Arabischen lautet das Wort für Herr „Rabb“, eines der Attribute Allahs. Nun bezeichnet „Rabb“(Herr) denjenigen, der versorgt und denjenigen, der eine Sache schrittweise zu ihrer Vervollkommnung führt. Dies zeigt, dass Gott, der Schöpfer, auch alle nachrangigen Stadien der Entwicklung seiner Schöpfung versorgt. Dies lässt keinen Raum für Zweifel an der Tatsache, dass der Qurân allein von einer Schöpfung in schrittweisen Entwicklungsstadien spricht, die ebenso gut versorgt werden, was das Konzept einer spontanen Erzeugung kategorisch zurückweist. Eine spontane Schöpfung ohne schrittweise Entwicklung läge zwar in seiner Macht, doch widerspräche seiner Weisheit. Und diesen Umstand finden wir nicht nur im Wort „Rabb“, sondern an zahlreichen Stellen des Qurâns selbst wieder („Was ist euch, daß ihr von Allah nicht Weisheit und Gesetztheit erwartet, Da Er euch doch in verschiedenen Stufen und verschiedenen Formen erschaffen hat?“[71:14-15]), teils mit derart treffenden Beschreibungen jüngster wissenschaftlicher Erkenntnisse, die jeden unvoreingenommenen Leser verblüfft zurücklassen. Wann immer die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler sich als fest etabliert herausstellen, finden wir, dass sie in perfektem Einklang mit der koranischen Offenbarung sind, auch wenn zur Offenbarungszeit des Qurâns die Wissenschaft nicht derart fortgeschritten war. Der Zweck solcher Verse ist es, Menschen eines späteren (wissenschaftlichen) Zeitalters zu adressieren, um ihnen die Existenz ihres allwissenden, allumfassenden Schöpfers vor Augen zu führen. Die folgenden Beispiele aus den zahlreichen Wundern des Qurân sollen hierzu einen flüchtigen Einblick erlauben.
Miller und Urey bewiesen mit ihrem „Ursuppen Experiment“, wobei die Erd-Uratmosphäre im Labor simuliert und Blitzen ausgesetzt wurde, mit dem Resultat, dass daraus organische Verbindungen entstanden, dass die Entstehung des Lebens im und durch Wasser zustande kam. Dass etwa der menschliche Körper annähernd zu 60 Gewichtsprozent aus Wasser besteht, ist ebenso ein Hinweis auf die fundamentale Bedeutung des Wassers für das Leben.
„Und Allah hat jedes Lebewesen aus Wasser erschaffen. Unter ihnen sind manche, die auf ihren Bäuchen gehen, und unter ihnen sind manche, die auf zwei Beinen gehen, und unter ihnen sind manche, die auf vieren gehen. Allah schafft, was Er will. Wahrlich, Allah hat die Macht über alle Dinge.“ (24:46)
„Und Er ist es, Der den Menschen aus Wasser erschaffen hat und ihm Blutsverwandtschaft und Schwägerschaft gab; allmächtig ist dein Herr.“ (25:55)
Es gibt unzählige Prophezeiungen im Qurân. In einer davon heißt es:
„Und wenn wildes Getier versammelt wird“ (81:6)
Hier wird die Entstehung der zoologischen Gärten vorausgesagt. Der erste wurde im 1571 in Deutschland (Hofgeismer) eröffnet. Eine andere bezieht sich gleichzeitig auf die Verschmelzung zweier Meere, wie des Panama- und Suezkanals, und auf die Erfindung der großen Dampfer und Schiffe unserer Zeit, die diese beiden Kanäle jeden Tag durchqueren.
„Und wenn die Meere (ineinander) hinfließen“ (81:7), sowie: „Er hat freien Lauf gelassen den beiden Gewässern, die (einst) einander begegnen werden. Zwischen ihnen ist eine Scheidewand, so dass sie nicht ineinander laufen können. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? Perlen kommen aus beiden hervor und Korallen. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? Und Sein sind die hohen Schiffe auf dem Meer, die gleich Bergen ragen“. (55:20-25)
„Und wenn die Menschen einander nahe gebracht werden“ (81:8).
Global village ist heute jedem ein Begriff und bringt diesen Umstand, die Erfindung moderner Kommunikations- und Verkehrsmittel, auf den Punkt.
„Und wenn Schriften weithin verbreitet werden“ (81:11).
Jedem Verständigen bleibt beim Lesen dieses Verses keine andere Erklärung übrig, als dass hierin nur von der Erfindung des modernen Buchdrucks, von der massenhaften Verbreitung von Literatur und vom Erscheinen von Zeitungen in großer Zahl die Rede sein kann.
Weiterhin prophezeit der Qurân eine Zeit, da der Mensch die Schöpfung Gottes verunstalten wird:
„[…]und sie werden dem Vieh die Ohren abschneiden; wahrlich, ich will sie aufreizen, und sie werden die Schöpfung Allahs verunstalten.“ (4:120)
Beim Klonen werden Stammzellen aus den Ohren der Tiere entnommen. In der Ausgabe „Die Welt“ vom 07.01.2000 mit dem Titel „Aus einem Stück Ohr wird eine ganze Kuh“ heißt es:
„Amerikanische und japanische Forscher haben sechs gesunde Kälber aus Hautzellen vom Ohr des 17 Jahre alten japanischen Bullen ‚Kamitakafuku‘ entnommen. […]Die Forscher züchteten die Ohr-Zellen mehrere Monate lang in einer Nährlösung im Labor[…]“
Einige wissenschaftliche Theorien in Bezug auf das Universum haben sich als Tatsachen etabliert, während andere noch erforscht werden. Die Expansion des Universums, die 1920 von Edwin Hubble entdeckt wurde, gehört zur ersten Kategorie. Etwa 1300 Jahre zuvor erwähnt der Qurân:
„Und den Himmel haben Wir erbaut mit (Unseren) Kräften und wahrlich, Wir dehnen ihn aus [wa inna lamusi’un].“(51:48)
Das Konzept der kontinuierlichen Ausdehnung des Universums, wie es hier explizit enthalten ist, ist unter den göttlichen Schriften alleinig vom Qurân aufgestellt wurden, der die alten und neuen, bekannten und unbekannten Wahrheiten vereint. Dieser Umstand hilft dabei zu verstehen, wie das Universum seinen Anfang nahm und seine schrittweise Entstehung zu begreifen. Dies steht im vollkommenen Einklang mit der Urknalltheorie. Der Qurân geht noch weiter und beschreibt den gesamten Zyklus des Anfangs, des Endes und des Wiedererscheinens mit einem ähnlichen Anfang. Der erste Schritt der Schöpfung, so wie er im Qurân erzählt wird, beschreibt mit höchster Akkuratesse das Ereignis des sogenannten Urknalls in folgenden Worten:
„Haben die Ungläubigen nicht gesehen, daß die Himmel und die Erde in einem einzigen Stück/eine verdichtete Masse waren, dann zerteilten Wir sie? Und Wir machten aus Wasser alles Lebendige. Wollen sie denn nicht glauben?“ (21:31)
Die Wörter „ratqan“[verdichtete Masse] und „fataqna“[Wir zerteilten sie] in diesem Vers sind bemerkenswert. Arabische Lexika geben als Bedeutung für „ratqan“ an: Das Zusammenkommen von etwas und die daraus folgende Verschmelzung zu einer Entität; totale Finsternis. Zusammengenommen liefern sie eine vortreffliche Beschreibung des schwarzen Lochs, der Singularität.
Doch wo die Evolution des Universums, des Lebens und des Menschen so treffend beschrieben ist, lehrt der Qurân auch, dass dies nicht ungerichtet und ziellos vonstattengeht, sondern einer geplanten Zweckmäßigkeit unterliegt, d.h. nicht dem blinden Zufall der natürlichen Selektion, der mit einer mathematisch gesehen verschwindend kleinen -unmöglichen- Wahrscheinlichkeit einhergeht, die heutzutage zusammen mit dem Verweis auf einen unvorstellbar langen Zeitraum bei der Evolution die Notlösung für all jene offenstehenden Fragen darstellt, wie denn überhaupt all jene Zufälle gleichzeitig eintreten konnten. Hier ist keinesfalls die Rede von Gott als Noterklärung für Unverstandenes. Hier ist die Rede von der Wahrscheinlichkeit, dass die bestehende Welt in der uns vorliegenden, ermittelbaren Zeitspanne sich auf diese Weise hätte entwickeln können, wie wir sie heute sehen. Dieser Zufall wäre ein gigantischer, doch umso tragischer, dass der aufgeklärte Mensch sich um der Flucht vor der Wahrheit der Existenz eines Gottes willen Ausreden hingibt! Was bietet die natürliche Selektion anderes als einen Lückenfüller für Unverstandenes? Für eine weiterführende Auseinandersetzung mit diesem und anderen Themen, etwa, wie der Qurân auch auf noch zu erforschenden Gebieten Rechtleitung bietet, sei dem Leser die Lektüre „Revelation, Rationality, Knowledge and Truth“ von Hazrat Mirza Tahir Ahmadrh empfohlen.
Der Qurân lehrt:
„Die Allahs gedenken im Stehen und Sitzen und wenn sie auf der Seite liegen und nachsinnen über die Schöpfung der Himmel und der Erde: «Unser Herr, Du hast dies nicht vergebens erschaffen; heilig bist Du; errette uns denn vor der Strafe des Feuers[…]»“(3:192)
Dieses Prinzip begleitet nicht nur jemanden, der die menschliche Anatomie, die Biochemie, Physik oder Zoologie studiert, sondern überall finden wir das Universum überfüllt mit Wundern, die von ihrer zweckmäßigen Schaffung zeugen. All jene Versuche, die Natur als „selbstangetriebenes“ Maschenwerk von Naturgesetzen zu erklären, sind zum Scheitern verurteilt. Die Frage, die fortbesteht, ist, woher jene Naturgesetze rühren. Wieso unterliegen sie einer Ordnung, die ineinander greift? So wie es im Qurân heißt:
„Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Gnadenreichen sehen. So wende den Blick: siehst du irgendeinen Mangel? So wende den Blick abermals und abermals: dein Blick wird nur zu dir zurückkehren ermüdet und geschwächt.“[67:4-5]
Das ist nichts anderes, als wie wenn man darüber nachdenkt, wie all diese minutiöse Perfektion in der Schöpfung zustande gekommen sein könnte, und schon an der ersten Hürde scheitert: wieso man selbst überhaupt in der Lage ist, darüber nachzudenken. Das menschliche Gehirn, das zu außerordentlichen Höchstleistungen fähig ist, ist aus sich selbst heraus nicht imstande, seine eigene Funktionsweise zu begreifen.
Auch ist nicht zu verkennen, dass der Islam tatsächlich nur von Wahrheiten und Vorteilen erfüllt ist. Die Lebensweise eines Muslims, die zwar in erster Linie der Entwicklung der Spiritualität und Gottesnähe dient, gleichzeitig aber enorme medizinische respektive gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist ein vergleichsweise kleines, und doch beeindruckendes, Beispiel dafür. In welcher Religion wird das Prinzip etabliert, dass Dinge erlaubt sind, wenn ihre Vorteile und ihr Nutzen ihre Nachteile überwiegen, und unerlaubt, wenn dies nicht der Fall ist? Wo also das Verbot von Alkohol als Rauschmittel ist, wird auch sein Nutzen, z.B. beim Gebrauch in Medikamenten, erwähnt. Welche Religion legt so viel Wert auf Reinlichkeit, Ordnung und Sauberkeit, dass sie sie zum halben Glauben erklärt? In welcher Religion gibt es zudem die rituelle Waschung, das Wudhu, in dieser Form? In welcher Religion bietet das tagtägliche Namaz noch neben Vorbeugung psychischer Krankheiten solch ein einzigartiges Mittel der physischen Entlastung und zumal spiritueller Höhenflüge? In welcher Religion wird zeitgleich auf das Mittelmaß in allen Angelegenheiten, z.B. bei seiner Ernährung, d.h. auf Ausgewogenheit, derart viel Wert gelegt? Welche Lehre vereint alle diese Vorteile, wenn nicht der Islam? Wie viele Krankheiten sich dadurch vermeiden ließen! Wie wir sehen, umfasst der Islam nicht nur die Wissenschaften, sondern behandelt jeglichen Lebens- und Wissensbereich und vereint alle fundamentalen Wahrheiten und Vorteile in sich, die dem Menschen für die tatsächlich erfahrbare Vereinigung mit seinem lebendigen Schöpfer zum Nutzen gereichen.
Quellenverzeichnis
- Qurân-e-Sharif
- Revelation, Rationality, Knowledge and Truth, Hadhrat Mirza Tahir AhmadRH
- https://www.alislam.org/library/articles/Islam-and-Science-Concordance-or-Conflict.pdf
- https://www.alislam.org/egazette/articles/Dr-Abdus-Salam-His-Faith-and-His-Science.pdf
- http://www.ahmadiyya.de/islam/die-frau-im-islam/die-bildung-und-das-streben-nach-wissen/
- http://www.ahmadiyya.de/islam/haeufige-fragen-zum-islam-faq/entstehung-des-menschen-und-des-universums/
- http://www.ahmadiyya.de/mediathek/videos/art/die-wissenschaftliche-bluete-des-islam/
- https://www.alislam.org/library/articles/Guided_evolution_and_punctuated_equilibrium-20081104MN.pdf
- Philosophie der Lehren des Islam, Hadhrat Mirza Ghulam AhmadAS
- http://www.ahmadiyya.de/islam/warum-ich-an-den-islam-glaube/warum-ich-an-den-islam-glaube/
- Das Wesen Gottes, Hadhrat Mirza Baschir-du-Din Mahmud AhmadRA
- Unser Gott, Hadhrat Mirza Bashir Ahmad
- https://www.alislam.org/egazette/articles/Faith-in-Science-201002.pdf
- https://www.alislam.org/topics/quran/QURANIC%20CONCEPT%20OF%20EVOLUTION.pdf
- Islam: 60 Fragen und Antworten
- Rede von Hasanat Ahmad Sahib, National Sadr Majlis Khuddam-ul-Ahmadiyya Deutschland anlässlich der Nationalen Tarbiyyati Klasse 2013
- Unser Gott – Rationale Argumente für die Existenz Gottes, Hadhrat Mirza Bashir AhmadRA
- Nuruddin Nisab II