November 2015
Übersetzt von Kaser Ahmad basierend auf dem Reisetagebuch von Abid Khan.
(Teil 3 von 4)
Interview mit Chukyo TV
Unmittelbar nach der Freitagansprache und der Verrichtung der Gebete, gab HudhurABA dem Chukyo TV (CTV), einem in Nagoya ansässigen TV-Sender, der seit 1969 auf Sendung geht, ein Interview.
In der Regel genügt eine zweisprachige Übersetzung während Interviews. Zum Beispiel bevorzugt es HudhurABA, in Englisch oder Urdu zu sprechen und Seine Antwort wird daraufhin in die lokale Sprache übersetzt. Zu diesem Anlass wurden jedoch drei Sprachen verwendet, wobei dies jedoch nicht optimal war. Der Gebrauch von mehreren Sprachen lässt nämlich das Risiko steigen, dass Informationen in der Übersetzung verloren gehen und zudem unweigerlich mehr von HudhursABA kostbarer Zeit genutzt wird.
Der Grund dafür, dass das Interview in drei Sprachen geführt wurde, lag darin, dass die Interviewerin HudhurABA darum bat in Englisch zu sprechen, während sie ihre Fragen auf Japanisch stellte. Allerdings fühlte sich die übersetzende Person beim Sprechen der englischen Sprache nicht wohl, so dass diese die Fragen vom Japanischen in die Sprache Urdu übersetze. Demzufolge wurden die Fragen auf Japanisch gestellt, der Übersetzer hat diese in Urdu übersetzen und HudhurABA antwortete dann auf Englisch. Ich hatte mich vorweg über die Übersetzung erkundigt gehabt und hatte den Eindruck, dass es eine unmittelbare Übersetzung sein würde, also von einer Sprache in die andere. Und so war ich dann überrascht, als der Übersetzer eine dritte Sprache verwendete.
Wie dem auch sei blieb HudhurABA vollkommen geduldig und beantwortete jede der Fragen äußerst eloquent. Auf die neue Moschee angesprochen, wiederholte HudhurABA die Botschaft, die er während der Freitagsansprache gab. Es sei nicht ausreichend, bloß eine Moschee zu bauen, sondern es sei entscheidend, dass die Personen, die die Moschee betreten, fromm (gottesfürchtig) seien.
HudhurABA wurde außerdem zu Seiner Auffassung bezüglich der terroristischen Gruppe, die als ISIS oder neuerdings Daesh bekannt ist, gefragt.
Als Antwort erklärte HudhurABA:
„Gruppen wie Daesh oder andere terroristische Gruppen handeln völlig entgegen der Lehren des Islam, da der Islam ausschließlich zu Frieden und Liebe aufruft und nicht zur Gewalt und Ungerechtigkeit. Alles, was solche terroristischen Gruppen erreichen, ist die Diffamierung des Islams.“
Die Journalistin erwähnte, wie sie HudhursABA Ansprache vom Peace Symposium 2014 in London gelesen hatte und dass sie sehr beeindruckt von HudhursABA Botschaft gewesen sei, dass es notwendig sei, die Versorgung und Finanzierung von ISIS zu unterbinden.
In Erwiderung sagte HudhurABA, dass dies eine Botschaft war, die Er auch zu vielen ähnlichen Anlässen gab. Er fragte wie es sein könne, dass die Weltmächte und internationalen Organisationen die Befähigung hätten, Sanktionen gegen große Nationen aufzusetzen und den Handel zu beschränken, aber dennoch scheinbar nicht in der Lage wären, die Finanzierung von terroristischen Gruppen, wie ISIS, zu beenden.
Als HudhurABA erstmals über die Finanzierung von ISIS sprach, hatte niemand dieses Argument hervorgebracht. Aber in dem letzten Jahr ist das Thema sehr stark in den Vordergrund gerückt. Nun sind viele Regierungen, militärische Repräsentative und Analytiker zu dem Entschluss gekommen, dass die Unterbindung der Versorgung und Finanzierung von ISIS die beste Methode sei, um diese zu stoppen.
Warten nur für das Mittagessen!
Nachdem die Journalistin die Antwort gehört hatte sagte sie, dass es besser sei ihr Interview zu beenden, da die Personen, die hinter ihr saßen, nun auf die Möglichkeit warten würden HudhurABA zu interviewen. Jedoch saßen wir, Majid Sahib und einige andere Qafila-Mitglieder und ich, hinter ihr. Ich vermute die Journalistin dachte, dass wir ebenfalls Vertreter der Presse waren und darauf warten würden, HudhurABA zu interviewen.
HudhurABA sagte:
„Sie warten nicht darauf, mich zu interviewen, sondern sie gehören zu meinem Personal. Das einzige worauf diese warten, ist ihr Mittagessen!“
Wir alle lachten und als HudhursABA Bemerkung der Journalisten übersetzt wurde, begann auch sie sehr zu lachen und genoss HudhursABA Witz.
Interview mit Shingetsu News Agency
Nach dem Mittagessen kehrte HudhurABA zur Moschee zurück und gab dem amerikanischen Journalisten Micheal Penn ebenfalls ein Interview. Er war vor rund 20 Jahren nach Japan gezogen und hatte dort die Shingetsu News Agency aufgebaut. Die Agentur stellt verschiedenen nationalen und internationalen Pressekanälen (bspw. Al-Jazeera) regelmäßig Nachrichten bereit.
Während des englischsprachigen Interviews wurde HudhurABA mit Verweis darauf, dass sich die Anzahl der Ahmadi Muslime in Japan zurzeit lediglich auf einigen Hundert beläuft, gefragt, wie die Zukunftsprognosen der Jamaat in Japan seien.
In Erwiderung sprach HudhurABA darüber, dass der Verheißene Messias (as), als Er (as) seinen Anspruch erhob, eine einsame Stimme war, die in einem äußerst abgeschiedenen Dorf in Indien lebte. Zum Zeitpunkt Seines (as) Todes jedoch Hunderttausende von Menschen die Ahmadiyyat akzeptiert hatten und heute mehrere Millionen von Ahmadis in über 200 Ländern vorzufinden sind.
HudhurABA führte an:
„Wir sind eine Glaubensgemeinschaft und es ist unsere Aufgabe, die wahren Lehren des Islam zu predigen. Ich habe gesehen, dass die japanischen Menschen durchaus gottesfürchtig sind und gute Umgangsformen haben und daher bin ich nicht pessimistisch. Ich glaube daran, dass eines Tages viele Japaner den Islam akzeptieren werden.“
Der Journalist fragte HudhurABA auch, was Er damit gemeint hätte, als er während der vorangegangen Freitagsansprache die Ahmadiyyat als „lebendigen Islam“ bezeichnet hatte. HudhurABA erklärte, dass die Mehrheit der Nicht-Ahmadi Muslime daran glaube, dass das Verfahren der göttlichen Offenbarung zu einem Ende gekommen sei. Entsprechend des Glaubens der Ahmadis sei es jedoch unmöglich, dass die Attribute von Allah eingeschränkt oder außer Kraft gesetzt würden. Folglich glauben Ahmadis, dass Allah sich weiterhin durch „wahi“ (Offenbarung) zeige und dass dies ein Zeichen einer lebendigen Religion sei. Er sagte, dass wenn man das Ende der göttlichen Offenbarung akzeptieren würde, so wäre dies selbst die Ankündigung der Todesglocke (Sterbeglocke) der Religion.
Als das Interview beendet war, rief HudhurABA mich und sagte, dass Er dieses Interview besser empfand als jenes, welches am Tag vorangegangen war, da kein Bedarf einer Übersetzung bestand.
Ursprünglich waren keine offiziellen Treffen, abgesehen vom Interview am Nachmittag, geplant. Jedoch ersuchte die Jamaat HudhursABA Genehmigung, eine Mulaqat-Session mit Ahmadis hinzuzufügen, welche vom Ausland nach Japan gereist waren. HudhurABA genehmigte dies.
Als ich hinausging, sagte HudhurABA:
„Selbst wenn der Terminkalender frei ist, organisieren diese Mulaqats!“
Ich fragte mich, wie großzügig HudhurABA doch sei, dass Er selbst bei solchen seltenen Gelegenheiten mit ein wenig freier Zeit immer die Bitte akzeptieren würde, die freie Zeit mit offiziellen Jamaat Aktivitäten oder Mulaqats zu füllen.
Resonanz vom Journalisten
Basierend auf seinem Moscheebesuch an diesem Tag und dem Interview mit HudhurABA verfasste der Journalist Michael Penn eine Kolumne, welche später von Al-Jazeera publiziert wurde.
Einige Tage nach der Veröffentlichung schrieb er, dass sich die Kolumne als beliebtester Artikel auf Al-Jazeera´s internationaler Webseite für diese Woche erwiesen hätte und dass es der erfolgreichste Artikel wäre, den er als Autor je geschrieben hätte. Er schrieb ebenfalls, dass die Japan Times ein Zitat von HudhurABA aufgegriffen hätte, welches er veröffentlicht hat.
In diesem Zitat sagt HudhurABA:
„Das (die Eröffnung der Moschee) ist ein Meilenstein in unserer Entwicklung. Wenn diese Moschee die Botschaft der Liebe, Frieden und Harmonie predigt, dann werden die Menschen selbstverständlich zu ihr angezogen werden.“
Basierend auf dem schrieb Micheal Penn, dass er nun einen Videobericht für die Japan Times, welche Japans größte englischsprachige Zeitung sei, produzieren müsse. Ich sprach später am Nachmittag mit Michael Penn und er erzählte mir:
„Es war äußerst interessant zu hören, wie euer Khalifa über euren Glauben, dass die göttliche Offenbarung weiterlebt, sprach. Beruhend auf meinen Recherchen bin ich der Überzeugung, dass diese Auffassung völlig einzigartig ist und die Ahmadiyya Muslim Jamaat von allen anderen Muslimen unterschiedet.“
Emotionen von Ahmadis
An diesem Nachmittag traf ich einige Ahmadi Muslime, welche die Möglichkeit hatten, HudhurABA an diesem Nachmittag zu treffen.
Eine Person war Sidi Umar von Indonesien, welcher Regional Ameer der Jamaat war. Er erzählte, dass die lokalen Ahmadis in seiner Region, in Folge des erheblichen Einflusses der Mullah und Extremisten, vielen Schwierigkeiten gegenübergestellt werden.
Sidi Umar Sahib sagte:
„Auch wenn eine Gefahr vorhanden ist, unser Glaube ist standhaft. Wir sind bereit alle Drangsal zu ertragen und jeder Gefahr für unseren Glauben zu begegnen. Jeder von uns in Indonesien glaubt fest daran, dass wir durch die Gebete von HudhurABA sicher und wohlauf bleiben werden, Insha´Allah.“
Ich traf eine ältere Dame aus Indonesien Asrida, welche sagte:
„Die einzige Art und Weise jene Momente mit HudhurABA zu beschreiben ist [mit den Worten] „lebens-verändernd“, da HudhursABA Gebete die Macht haben, mein Leben für immer zu verändern. Ich empfinde es als traurig, dass wir so weit entfernt von HudhurABA leben und Ihn nur zeitweise sehen – wenn ich Ihn doch nur jeden Tag treffen könnte!“
Sie fügte hinzu:
„Für mich ist die wichtigste Methode um mit HudhurABA verbunden zu bleiben, dass man jede Woche die Freitagsansprache hört. Wenn ich die Freitagsansprache nicht höre, dann fühle ich mich äußerst unruhig, so als ob etwas in meinem Leben fehlt. Aber diese Unruhe verfliegt, sobald ich HudhursABA gesegnete Worte höre, weil ich dann das Gefühl habe, dass ich auf dem richtigen Weg geführt wurde.“
Ich traf ebenfalls Syed Wadood Janud (25), der von Australien angereist war. Er war ein junger Missionar, der in der Jamia Ahmadiyya Canada ausgebildet wurde und in Australien postiert wurde, wo er aufgewachsen war. Seine Reise nach Japan würde für ihn persönlich unvergesslich werden, da später in der Reise HudhurABA sein Nikah (Heirat) ankündigte.
Darüber sprechend, was unsere Jamaat einzigartig mache, sagte Wadood:
„Ich habe immer die weltweite Brüderlichkeit innerhalb unserer Jamaat als etwas empfunden, was uns kennzeichnet. Wenn ich in irgendeinen Teil der Welt gehe wo Ahmadis vertreten sind, dann brauche ich keine Familienmitglieder um mich zu verständigen, weil jene Ahmadis meine Familie sind. Es macht nichts, wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen, denn wir sprechen alle die Sprache der Ahmadiyyat. Und der Grund, weshalb wir so vereint sind, ist Khilafat.“
Wadood sprach auch über seine eigenen Erfahrungen von HudhursABA Weisheit. Er sagte:
„Im Jahre 2014 verstarb unser National Amir in Australien, Mahmood Bengali Sahib. Er war wie eine Vaterfigur für die gesamte australische Jamaat und demzufolge war sein Ableben ein Anlass großer Betroffenheit. An seiner Stelle ernannte HudhurABA Inam-ul-Haq Kauser Sahib, welcher für viele Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt hat. Genau wie Mahmood Sahib, ist Kauser Sahib eine sehr fürsorgliche und väterliche Persönlichkeit und so war unsere Jamaat in der Lage in der besten Weise fortzuschreiten. Dieses eine Ereignis verdeutlichte mir, wie weise HudhursABA Entscheidungen immer sind und so war HudhursABA Weitsicht auch ein Mittel, um meinen eigenen Glauben nochmals zu stärken.“
Der Jhelum-Anschlag
Während der Nacht vom 20. auf den 21. November schliefen Ahmad Bhai und ich gegen Mitternacht ein. Jedoch erhielt Ahmad Bhai die Nacht hindurch Telefonanrufe und ich erhielt ebenfalls Nachrichten von Familienangehörigen auf Whatsapp zu einem Vorfall in Jhelum, Pakistan.
Ein Anti-Ahmadi Mob hatte sich versammelt, um die Spanplattenfabrik zu attackieren, welche in Besitz von den Kindern des verstorbenen Sahibzada Mirza Munir Ahmad Sahib war und nun von seinem Sohn Mirza Naseer Tariq Sahib und dem Enkel Mirza Ali Ahmad Sahib geleitet wurde. Als die Stunden vergingen wurde klar, dass es ein äußerst ernsthafter Angriff gewesen ist und dass viele Ahmadi Familien, welche in der direkten Nähe oder in der näheren Umgebung lebten, in Gefahr waren. Der Mob hatte die gesamte Spanplattenfabrik, sowie die Häuser von Mirza Naseer Tariq Sahib, welcher der Ameer Jamaat im Distrikt Jhelum ist, und das Haus von Mirza Ali Sahib, in Brand gesetzt. Meine Cousine Humda ist die Ehefrau von Mirza Ali Sahib und daher sendete sie mir die aktuellen Ereignisse, Bilder und Videos von dem, was im Moment geschah zu. Sie und weitere Familienangehörige waren darum bemüht, dass HudhurABA informiert werden sollte, damit seine Gebete ersucht werden könnten. Als HudhurABA zum Fajr aus der Wohnung kam, informierten Ahmad Bhai und Munir Javed Sahib HudhurABA über das Ereignis. Jedoch sagte HudhurABA, dass Ihm dies bereits bekannt sei, da Er während der Nacht die aktuellsten Meldungen erhielt. Ich sah, dass HudhurABA vollkommen gefasst war. Sein Glaube und sein vollstes Vertrauen in Allah offenbarten sich genau, wie vor einigen Monaten beim Brand in der Baitul Futuh Moschee sowie zu jedem weiteren Anlass, wenn die Jamaat Prüfungen und Schwierigkeiten gegenübergestellt ist, war. Später am Tag fragte mich HudhurABA, was die aktuellsten Meldungen von Jhelum seien und ich informierte HudhurABA, wie es dazu kam, dass Mirza Naseer Tariq Sahib unter einer Art Hausarrest stand.
Nachdem HudhurABA dies hörte, sagte Er:
„Das Wichtigste ist, dass kein Ahmadi verwundet oder verletzt war, Alhamdolillah. Es macht nichts aus, dass ein materieller Schaden entstand. Diese Dinge sind nicht wichtig. Und wenn die Polizei uns zu Unrecht durch die FIR (Ersten-Informations-Bericht) beschuldigt, was für einen Unterschied macht das? Es ist nur ein Stück Papier.“
HudhursABA Auftreten war wieder gänzlich gelassen und eine vollständige Manifestation von Geduld. Er war durchweg dankbar, dass kein Ahmadi verletzt wurde. Den Tag hindurch fühlte ich mich beim Gedanken an den Anschlag traurig. Doch nach der Wahrnehmung von HudhursABA Reaktion bemerkte ich, dass es ein Tag war, um Allah dankbar zu sein und nicht um dem Anschlag nachzutrauern.
Verloren gegangen
Am Abend des 21. November 2015 veranstaltete die Jamaat Japan, anlässlich der Einweihung der Baitul Ahad Moschee, einen speziellen Empfang. Die Veranstaltung, in der HudhurABA die reinen und gesegneten Lehren des Islam in der wundervollsten Art und Weise den japanischen Menschen übermittelte, erwies sich als äußerst gesegnet.
HudhurABA und Khala Saboohi (HudhursABA geehrte Ehefrau) reisten um 16:10 Uhr von unserem Hotel ab und fuhren direkt zur Baitul Ahad Moschee. Als HudhurABA, Seinen schwarzen achkan Mantel anhabend und eine schwarze Mappe in Seiner Hand haltend zum Auto ging, erschien Er äußerst graziös und voller Noor (Licht).
Ich saß in einem Auto mit Mubarak Zafar Sahib und Nadeem Amini. Unser planmäßiger Fahrer war an diesen Abend anderweitig beschäftigt und so wurde ein anderer Ahmadi aus Burma dazu ernannt, unser Auto zu fahren.
An der ersten Kreuzung fiel er zurück, da die anderen Autos eine Reihe von Ampeln überquerten, bevor diese rot wurde. Wir gingen davon aus, dass wir bald wieder den Anschluss finden würden, doch nach etwa 15-20 Minuten wurde offensichtlich, dass wir nicht entlang der gewöhnlichen Strecke zur Moschee fuhren. Nachdem wir den Fahrer gefragt hatten, realisierten wir, dass er sich völlig verfahren hatte und keine Ahnung hatte, wo die Moschee sich befand. Er sagte, dass er weder zuvor zur Moschee gefahren sei noch die Adresse wissen würde. Ich muss zugeben, dass ich äußerst beunruhigt und frustriert war, da HudhurABA vor der Veranstaltung noch einige Treffen mit lokalen Würdenträgern, Gästen und der Presse hatte und ersichtlich wurde, dass wir nicht pünktlich erscheinen würden.
Auf einigen der Reisen, die ich zuvor begleitete, kam es zu dazu, dass ein Auto oder einige Autos vom Qafila für einige Zeit zurückfielen. Jedoch war dies durch gewöhnliche Umstände bedingt, die nicht hätten vermieden werden können, wie dass ein Auto sich im Stau festgefahren hatte. Doch zu diesem Anlass verfuhren wir uns, weil der Fahrer nicht wusste, wohin er fahren sollte. Es war nicht sein Fehler, doch war ich verärgert über die lokale Verwaltung, die ihn darum bat uns zu fahren, ohne ihm überhaupt die Adresse genannt zu haben.
Nachdem wir erkannten, dass unser Fahrer sich verfahren hatte, suchten wir mit unseren Mobiltelefonen die Adresse der Moschee heraus. Nadeem gab die Adresse in Google Maps ein und navigierte anschließend die restliche Fahrt.
HudhursABA Treffen mit Gästen
Wir kamen um 17:00 Uhr an und ich ging geradewegs in HudhursABA Büro, wo HudhurABA gerade lokale Würdenträger traf, die um 16:30 Uhr erschienen waren. Wir hatten das erste Treffen, welches mit einem japanischen Lehrer und seinen Schülern stattfand, verpasst und gesellten uns in der Mitte des zweiten Treffens dazu, welches mit einem japanischen Akademiker, Herrn Hiroko Minesaki stattfand. Jener hatte die Jamaat über mehrere Jahre erforscht. Während des Treffens sprachen die Gäste ihre ununterbrochene Wertschätzung für die Bemühungen der Jamaat, dem japanischen Volk in der Folgezeit des Erdbebens von 2011 geholfen zu haben, aus.
Als Antwort sagte HudhurABA:
„Anderen während der Not zu helfen ist lebenswichtig und ein Teil der islamischen Lehre. Daher bemüht sich die Ahmadiyya Muslim Jamaat darum, anderen immer und überall zu helfen, wo immer sie es kann.“
Die Forscherin Hiroko traf HudhurABA in 2013 schon einmal, jedoch brachte sie zur jetzigen Gelegenheit ihr neugeborenes Kind mit. Sie hielt es in einer Babytragetasche und während des Treffens berichtete sie HudhurABA darüber, wie sie das Kind im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus gebar.
Nachdem HudhurABA dies gehört hatte, schaute Er zum Kind, lächelte und sagte:
„Es scheint, dass er sehr erpicht darauf war, die Welt zu sehen!“
Interview mit Chugai Nippou
Später wurde HudhurABA von der religiösen Zeitschrift Chugai Nippou interviewt. Und wie in den vorangegangen Interviews wurde HudhurABA über seine Meinung zu den jüngsten Terroranschlägen in Paris befragt. HudhurABA sagte:
„Der Anschlag von Paris war eine grausame Handlung und die gesamte Welt sollte diese aufs Schärfste verurteilen. Und wie ich schon zu vielen Anlässen gesagt habe, sind solche Anschläge völlig entgegen der wahren Lehren des Islam. Ich möchte die Amtsbefugten und Polizei dazu ermahnen, hinsichtlich der Gefahr von Terrorismus und Extremismus, äußerst wachsam zu bleiben.“
HudhursABA Definition von Frieden
In dem Raum war auch der christlicher Priester Reverend Yoshia anwesend. Der Priester trug zufälligerweise eine indonesische Topi (Hut), jene Art von Topi, die viele Ahmadis auch tragen.
Als HudhurABA dies sah, sagte er:
„Sie sehen wie ein Ahmadi-Priester aus!“
Danach fragte Reverend Yoshia HudhurABA, was Seine Definition von Frieden sei.
In Erwiderung sagte HudhurABA:
„Gemäß der Lehren des Islam ist die Definition von Frieden jene, dass all das, was du für dich begehrst und gerne hast, auch für andere begehren und gern haben solltest. Das heißt, dass du nicht der Behauptung deiner Rechte Vorrang geben darfst, sondern der Erfüllung der Rechte der Anderen Vorrang geben musst. Das ist wahrer Frieden.“
Später sprach ich mit dem Priester und er erzählte mir, dass er noch nie zuvor in seinem gesamten Leben solch eine schöne Definition von Frieden gehört habe und dass HudhursABA Definition sein Herz restlos zufrieden gestellt habe.
Besonderer Empfang anlässlich der Einweihung von Baitul Ahad
Der offizielle Empfang begann um 17:30 Uhr und nach der Übersetzung des Heiligen Korans richteten verschiedene Gäste und Würdenträger ihr Wort an die Audienz, welche mehr als 100 Nicht-Muslime mit umfasste. Alle Gastredner hießen HudhurABA in Japan willkommen und überbrachten zur Eröffnung der Moschee ihre Glückwünsche.
Danach hielt HudhurABA die Eröffnungsrede (Grundsatzrede) in welcher HudhurABA sagte, dass die Ziele einer Ahmadi-Moschee jene Ziele wiederspiegeln würden, mit denen die Kaabah erbaut wurde.
HudhurABA sagte:
„Wir trachten danach, den Islam nicht mit Gewalt oder Zwang, sondern mit Liebe und Mitgefühl zu verbreiten. Unsere Gemeinde und unsere Moscheen verwirklichen jene Ziele, mit denen die Kaabah erbaut wurde – den Frieden in der Welt zu verbreiten. Unsere Moscheen sind Leuchttürmer, die ihre Umgebungen aufleuchten lassen.“
HudhurABA erklärte was in der Neuzeit mit Jihad gemeint sei, indem Er sagte:
„Wir sind davon überzeugt, dass in diesem Zeitalter der wahre Jihad nicht jener mit dem Schwert ist, sondern jener zur Bekämpfung des eigenen Egos, mit dem Ziel der Besserung. Es ist jener Jihad, der in uns aufrichtige Veränderungen hervorurrufen soll. Und es ist jener Jihad, der die wahren und friedlichen Lehren des Islam in allen Teilen der Welt verbreiten soll.“
Über die Bemühungen der Jamaat, in Japan den Islam zu verbreiten, sagte HudhurABA:
„Wir sind bemüht, das japanische Volk darüber zu informieren, dass der Islam jene Religion ist, welche uns dazu aufruft, unseren Schöpfer zu erkennen, sich mit Ihm zu verbinden und der Menschheit zu dienen.“
In dem letzten Teil seiner Rede zitierte HudhurABA umfangreich aus dem Heiligen Koran, um aufzuzeigen, dass der Islam jegliche Art von Ungerechtigkeit oder Extremismus verbietet.
Der Einfluss von HudhursABA Ansprache
Durch die Gnade Allahs, hatte HudhursABA Ansprache enormen Einfluss auf die Gäste.
Mit dem Jamia Student Ibrahim, der als mein Übersetzer tätig war, traf ich viele Gäste und war betroffen darüber, wie ängstlich anfangs viele von ihnen dem Islam gegenüber gesinnt waren und wie schockiert sie waren, als sie die friedlichen Lehren des Islam hörten und sahen, die HudhurABA an diesem Abend vertrat.
Eine Person die ich traf, war ein Austauschstudent aus Brasilien namens Eduardo, der sagte:
„Heute habe ich gelernt, dass die mediale Darstellung des Islam absolut falsch ist. Ich muss zugeben, dass ich die Ansprache des Khalifen hörend, emotional ergriffen wurde und den heutigen Abend nur mit den Worten „Veränderung-der-Gedanken“ beschreiben kann, da meine Auffassungen sich komplett geändert haben. Ich habe gelernt, dass der Islam eine friedliche Religion ist und die Handlungen von Terroristen keinerlei Verbindung mit dem Islam haben!“
Ich traf eine Dame namens Frau Uzuki, welche sagte:
„Ich betrachte den heutigen Tag als einen Wendepunkt in meinem Leben. Meine Auffassungen zum Islam haben sich restlos zum Positiven hin verändert. Der Khalif hat gesagt, dass in dem jetzigen Zeitalter nicht die Zeit für den Jihad mit dem Schwert vorzufinden ist, sondern es die Zeit des Jihads der Liebe ist. Und diese Botschaft hatte einen enormen Einfluss auf mich.“
Ich traf eine junge Studentin namens Singisaki Yuki. Sie sagte:
„Die Ansprache des Khalifen war zu diesem Zeitpunkt sehr notwendig, da wir in Japan nicht viel über den Islam wissen und sich die meisten vor dem Islam fürchten. Nun hat der Khalif uns mit dem wahren Islam beruhigt. Er hat sich selbst als einen Mann des Friedens erwiesen und meine Meinung zum Islam völlig verändert.
Reverend Yoshia, den HudhurABA zuvor in seinem Büro traf, sagte:
„Es ist meine Auffassung, dass die japanische Regierung sich vom Frieden hinweg bewegt und immer streitsüchtiger wird und daher bete ich dafür, dass unsere Regierung die Botschaft des Khalifen vernommen hat. Ich bete, dass Er den japanischen Kaiser treffen und ihn in Richtung Frieden leiten kann. Ansonsten besteht das enorme Risiko, dass wir eine Wiederholung des 2. Weltkrieges sehen.
HudhursABA Treffen mit der National Majlis-e-Amila
Am Sonntagmorgen des 22. Novembers hielt HudhurABA eine Sitzung mit der japanischen National Majlis-e-Amila in der Baitul Ahad Moschee ab.
Bevor die Sitzung begann, fragte HudhurABA den National Sadr, ob alle Gäste, während des gestrigen Empfangs angemessen und pünktlich das Essen serviert bekommen hätten. Der Sadr Jamaat berichtete HudhurABA, dass alle Gäste gut verpflegt wurden.
HudhurABA blickte dann in meine Richtung und fragte, ob mir Essen im Nachhinein angeboten wurde, da HudhurABA bemerkt hatte, dass ich während des Empfangs die Gäste traf und nicht gegessen hatte. HudhursABA Augenmerk und Beachtung fürs Detail offenbarten sich wieder, da Er trotz des gefüllten Festzeltes wahrnahm, dass ich nicht gegessen hatte. Mir wurde das Essen im Nachhinein nicht angeboten und daher verblieb ich ruhig und sagte nichts, als HudhurABA mich fragte. Mir hatte es nichts ausgemacht, da unser Hotel sehr zentral gelegen war und ich so am späten Abend mit einigen Qafila Mitgliedern, die nicht gegessen hatten, in einem nahe gelegenen Restaurant das Abendessen zu mir nahm. Jedenfalls wurde die Tatsache, dass HudhurABA gefragt hatte, von der lokalen Jamaat aufgenommen, da beim nachfolgenden Empfang in Tokio ein lokaler Khadim eigens zu mir kam und mir sagte, dass er für mich das Essen angerichtet habe, da ich während der Veranstaltung nicht gegessen hätte.
Während der Amila-Sitzung befragte HudhurABA die diversen Sekretäre bezüglich ihrer jeweiligen Abteilung und beantwortete auch deren Fragen. HudhurABA fragte den Nationalen Sekretär Maal (Finanzen) über die Anzahl der Chanda-Zahlenden in der Jamaat. Der Sekretär antwortete eher mit einer ungefähren Ziffer und nicht mit einer exakten Zahl. In Anbetracht dessen sagte HudhurABA:
„Sie sind ein junger Mann und sollten keine ungefähren Werte angeben. Sie sollten genaue Daten zur Hand haben.“
Dem Sekretär Finanzen wichtige Anweisungen gebend, sagte HudhurABA:
„Sie müssen jedem Ahmadi verdeutlichen, dass die Chanda keine Steuer ist. Vielmehr sind finanzielle Abgaben ein Gebot Allahs und daher sollten diese die Wichtigkeit und den Nutzen der Chanda verstehen. Die Abteilung Tarbiyyat sollte sich darum bemühen, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, welche Segnungen mit der finanziellen Opferbereitschaft allein um den Willen ihres Glaubens verbunden sind.“
HudhurABA verbrachte einen wesentlichen Teil der Sitzung damit, die Amila dazu zu ermuntern, immer als ein gemeinschaftlicher Körper und mit dem Geiste einer gegenseitigen Brüderschaft zusammen zu arbeiten. HudhurABA sagte, dass es die Aufgabe des Missionary-in-Charge und der Mitglieder der Majlis-e-Amila sei, das beste Vorbild zu sein, dem die anderen Ahmadis folgen. HudhurABA sagte außerdem, dass es wichtig sei, dass die Mitglieder weiterhin mit Fleiß und Ausdauer arbeiten sollten.
HudhurABA sagte:
„Sie dürfen niemals aufgeben. Erfüllen sie weiterhin ihre Pflichten mit Aufrichtigkeit. Eines Tages werden ihre Bemühungen Früchte tragen, sei es in diesem Leben oder im Jenseits. Sie werden für all ihre guten Absichten und Anstrengungen belohnt werden.“
HudhursABA Leitung hinsichtlich der Verwendung finanzieller Mittel der Jamaat
Während der Sitzung wurde HudhurABA auch darüber informiert, dass die Jamaat im Jahre 1991 ein Grundstück in Tokio zu einem beträchtlichen Preis erworben hatte. Ihm wurde gesagt, dass in den darauffolgenden 24 Jahren sein Marktwert sehr stark abgenommen habe und es sehr schwer sei, dass Grundstück auszubauen.
Nachdem HudhurABA dies gehört hatte, sagte HudhurABA:
„Bevor die Jamaat irgendein Grundstück oder Eigentum erwirbt, muss eine gründliche Durchführbarkeitsuntersuchung unternommen werden. Die Jamaat sollte sich eine kompetente Beratung von mehreren Fachkundigen hinsichtlich der Zukunftsaussichten jeglicher Dinge holen, welche sie planen zu erwerben. Bedenken sie immer, dass das Geld der Jamaat äußerst wertvoll ist und es auf der finanziellen Opferbereitschaft der Ahmadis basiert. Deshalb muss es mit höchster Sorgfalt ausgegeben werden.
HudhursABA emotionale Worte
Ein sehr emotionaler Teil der Sitzung war, als ein Amila Mitglied darüber sprach, dass es manchmal sogar innerhalb der Ahmadis persönliche Streitigkeiten oder Groll gibt und das Niveau der Einigkeit nicht immer jenes ist, welches es sein sollte. HudhurABA sagte, dass eine Person in solchen Situationen Demut und Geduld zeigen und die Hilfe Allahs ersuchen sollte.
HudhurABA sagte:
„Wo auch immer jemand Schwierigkeiten gegenüber gestellt ist oder das Gefühl hat, ein Opfer von Ungerechtigkeit zu sein, sollte er sich weinend vor seinem Herrn niederknien und Seine Hilfe erflehen. Bedenken Sie, dass wenn immer eine Person, in Folge von Ungerechtigkeit ruhig und geduldig bleibt, dann spricht Allah der Allmächtige im Namen von dieser und beschützt diese. Zeigen sie daher immer Liebe zu all ihren Ahmadi Brüdern und Schwestern, ungeachtet der Umstände und vertrauen sie auf Allah.“
Als HudhurABA diese Worte sagte, schaute ich mich um und sah, dass bei einer Vielzahl der Amila Mitglieder Tränen in den Augen standen und auch ich wurde von solchen eindringlichen und glaubensstärkenden Worten von meinem Khalifen sehr emotional.
Ein Beispiel für die Wichtigkeit von Führung durch das Vorbild
Später in der Sitzung teilte der Nationale Sekretär Jaidad (Eigentum) HudhurABA mit, dass wenn die japanischen Ahmadi Kinder zur Schule gehen, sie ihre Schuhe ordentlich in Regale legen, bevor sie die Klassenräume betreten. Wenn sie hingegen zur Moschee kommen, werfen sie ihre Schuhe ohne jeglichen Anstand oder Ordnung dahin.
Er sagte, dass er die Kinder diesbezüglich gefragt habe und die Antwort erhalten hätte, dass in der Schule jeder seine Schuhe ordentlich hinstellen würde, aber in der Moschee würden sie dem Vorbild ihrer Älteren folgen, welche ihre Schuhe nicht ordentlich hinstellen würden.
Nachdem HudhurABA dies gehört hatte, sagte er, dass dies ein Beispiel dafür sei, wie das Verhalten und Vorbild einer Person direkten Einfluss auf die nächsten Generationen haben würde. Daher müssten die Amila Mitglieder und die Älteren für ihre Kinder und die kommenden Generationen mit dem besten Beispiel voran gehen.
Die Sitzung dauerte fast zwei Stunden und ich persönlich, lediglich als Beobachter, habe eine Menge durch das Zuhören von HudhursABA Rechtleitung und Anweisungen lernen können.